10. Juli 2017
Los geht's nach Obersontheim und wir verabschieden uns von Familie Lieb.
Die Etappe ist eh schon recht lang (44 km), aber die eigentlichen Herausforderungen sollten noch kommen.
Hans und Moni fahren voraus und Martin hinterher, das ist ohne Beifahrer etwas einfacher.
Zunächst einmal tanken wir aber . . .
Wir haben natürlich Luft für die Reifen "getankt".
Für die kommenden Anstiege sind die Geschirre schön mit Schaffell gepolstert!
Wir machen eine Pause bei der Burkhardsmühle, wo uns die Wirtin einen landschaftlich schöneren Weiterweg empfiehlt, der auch noch an einer Mühle, nämlich der Papiermühle, vorbeiführt.
Nach der Papiermühle geht es überraschend steil bergauf nach Adelmannsfelden. Wir versuchen es zunächst, stellen aber dann fest, dass es doch für unsere Gespanne zu steil ist, zumal auch nicht genügend Grip auf dem Asphalt gegeben ist. Die Lösung: Wir spannen vor, d.h. alle 4 Pferde erst vor den einen Planwagen, dann hochziehen, ausspannen incl. der Waagen, und dann wieder runter, um das Gleiche mit dem anderen Planwagen zu machen.
Wir kommen mit dem letzten Licht, recht erschöpft, aber guter Dinge bei Tonia Hinterlechner auf der Nanu Nana Rensch in Obersontheim an. Tonia hat für uns trotz später Stunde noch lecker gekocht, damit wir wieder zu Kräften kommen.
11. Juli 2017
Am nächsten Tag schon heißt es Abschied nehmen von Tonia Hinterlechner.
Seibotenberg bei Gerabronn ist unser heutiges Ziel, eine recht überschaubare Distanz von ca. 33 km. Hier zeigt sich jedoch, dass das Befahren von Waldwegen, die noch auf der Karte verzeichnet sind nicht immer funktioniert. Wir landen in einer sumpfigen Sackgasse im Wald, nichts geht mehr.
Kehrtwenden in unwegsamen Gelände sind die Folge. Wir finden einen anderen, fahrbaren Weg und machen eine schöne Pause in Unteraspach, auf dem "Bolzplatz". Hier können die beiden "Auswärtsmannschaften" gemütlich grasen.
Es geht immer recht steil bergauf und bergab, da wir im Hohenloher Land von einem Flußtal ins nächste fahren müssen. Hier überqueren wir die Jagst bei Hessenau.
Bei Familie Baaken stellen wir unsere Planwagen ab.
12. Juli 2017
Heute war eigentlich ein Pausentag eingeplant. Die letzten Etappen waren aber bereits anspruchsvoll und wir haben für morgen (13. Juli) eine lange Etappe von ca. 43 km geplant. Daher entschließen wir uns, die morgige Etappe zu teilen und den heutigen Pausentag dafür zu opfern. Das ist wesentlich schonender für Mensch und Tier.
Bei den Abfahrtsvorbereitungen stellen wir fest, dass die vielen Gefällstrecken die Bremse von Moni und Hans abnützten und nachgestellt werden mussten. Daher haben Hans und Martin noch eine kleine Mechanikereinlage (und Haflinger Noris ist noch skeptisch, ob's klappt).
Alles funktioniert wieder und wir verabschieden wir uns von der Familie Baaken.
Schnell muss ein zusätzliches Quartier für die Nacht gefunden werden. Wir fragen bei einer Vermittlung nach, was zunächst recht vielversprechend klingt. Kurz vor dem Ziel zerschlägt sich diese Möglichkeit jedoch, man findet kein Quartier für uns. Aber die nette Ortvorsteherin von Billingsbach kennt sich in der Gegend aus.
Sie vermittelt uns zur Familie Fritz und Birgit Mehrer, noch 5 km. Mittlerweile regnet es "Bindfäden", die Regenausrüstungen werden auf die Probe gestellt.
Bei Mehrers sind wir bei richtigen "Pferdeleuten" gelandet, toll! Die Planwagen trocknen langsam auch wieder!
Abends bei Mehrers wird über die Tour und das Tourziel geredet. Fritz ist spontan zum Amrum-Fan geworden.
Auch wird der Verlauf der morgigen Tour noch intensiv vorbesprochen, da sich Fritz in der Gegend gut auskennt und als Kutschfahrer auch weiß, was geht und was nicht. Er erklärt uns eine schöne Route mit erträglichen Steigungen, um nach "Meschedohl" zu kommen. Wollen wir da hin? Ja, denn so nennt man hier Bad Mergentheim ...
13. Juli 2017
Noch schnell ein Erinnerungsfoto mit Fritz und Birgit Mehrer, und weiter geht's.
Da wir den gestrigen "Pausentag" gefahren sind, sind es heute "nur" ca. 28 km bis Bad Mergentheim.
Zur Mittagspause fragen wir nach Wasser für die Pferde und einem Stück Weide zum Grasen. Wir sind bei Christa und Waldemar Dücks in Schönbühl gelandet, die uns spontan ganz herzlich empfangen. Schnell zaubert Christa heiße Würstchen, Salat und noch Eis zum Nachrisch auf den Tisch, wir verbringen eine nette Mittagspause im Garten.
So gestärkt geht es weiter. Nach einem letzten steilen Anstieg auf den Trillberg sind wir an unserem Ziel, der Lucky Horse Ranch von Svetlana und Jürgen Meyer angekommen. Die Planwagen stehen auf der Höhe, weit geht der Blick durch den Planwagen über die umliegenden Hügel von Bad Mergentheim.
Abends wird mit Svetlana und Jürgen Meyer gegrillt.
14. Juli 2017
Bevor es heute losgehen kann, steht erst einmal Reifenwechsel auf dem Programm. Gestern hat Martin bei seinem rechten Vorderrad einen langen Riß im Mantel entdeckt. Zu risikoreich, um weiter zu fahren. Ersatz-Schläuche hat Martin dabei, aber keinen Mantel. Also schnell das Rad runter und versuchen, einen neuen Reifen zu bekommen.
Bei Kutschen ist ein 19-Zoll-Reifen nichts außergewöhnliches, aber ansonsten natürlich nicht. Wir fragen bei verschiedenen Werkstätten nach, aber nirgendwo ist ein solcher Reifen vorrätig. Somit haben wir großes Glück, dass wir das Team von Reifen Wagner finden. Ich frage bei Irmgard Friedrich nach, die zunächst ebenfalls skeptisch ist. Aber Horst Trautmann, der sich auch mit alten Motorrädern gut auskennt, hat noch im Kopf, dass hinten im Lager ein solcher Reifen seit Jahren vor sich hinschlummert. Schnell ist er hergerichtet und fachmännisch auf die Felge gezogen.
Bereits um 10:00h können wir wieder los, Ziel ist die Ölmühle bei Wenkheim, Entfernung ca. 38 km.
Die Strecke ist recht eben und wir kommen gut voran.
Hier unten im Tal und auf der Kutsche mit 5,5 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit ist die A81, die über uns hinweg führt, weit, weit weg ...
Danach noch durch die engen Gässchen von Tauberbischhofsheim und dann kommen wir abends an der Ölmühle bei Wenkheim an. Es war eine Sägemühle, aber wie etliche weitere Mühlen in diesem Tal ist auch sie nicht mehr in Betrieb. Wir finden ein schönes Plätzchen für Pferde und Wagen, aber die sonstige Infrastruktur für uns Amrum-Fahrer ist "Null". Glücklicherweise sind wir komplett autark.
Hier stösst Günter Braun wieder zu uns, so dass Martin ab jetzt nicht mehr alleine fahren muss. In den vergangenen vier Tagen während des Alleine-Fahrens hatten sich Martin mit den Pferdchen Hrafnkatla und Stjarna fast in eine Art Selbststeuer-Modus versetzt, aber eigentlich ist ein Beifahrer unerläßlich. Somit ist jetzt mit Günter wieder alles im Lot.
Schnell richten wir noch unser Badezimmer her.
15. Juli 2017
Das Aufschirren der Pferde an Tina's Auto, mit dem Günter angereist ist, funktioniert gut und ab geht's nach Zellingen am Main, 36 km.
Zunächst läuft alles gut, die Strecke ist hügelig. Bei allen stärkeren Steigungen gehen Fahrer und Beifahrer von der Kutsche, um Gewicht zu reduzieren und die Belastung für die Pferde so minimal wie möglich zu halten. Das haben wir mittlerweile unzählige Male gemacht und so haben wir mittlerweile eine Menge Routine im Auf- und Absteigen während der Fahrt sowie dem Fahren vom Boden aus.
Aber plötzlich ist der geplante Weg hinunter zum Main für uns nicht machbar, eine Unterführung ist zu schmal und niedrig. Somit müssen wir die Hettstadter Steige hinunter fahren, eine viel befahrene Straße, es gibt keinen anderen Weg.
Dafür wollen wir uns noch stärken, da liegt der Drive-In-Bäcker gerade gut am Weg.
Kaffee und Butterbrezel sind schnell herausgereicht und dann wartet die Straße hinunter zum Main. Hier halten wir leider den Verkehr auf, aber wir haben keine andere Chance.
Auch der Blick in den Rückspiegel sieht nicht wirklich gut aus. Einige Autofahrer reagieren verärgert, das ist verständlich, aber was sollen wir machen? Augen zu und durch.
Endlich ist es geschafft, wir haben den Main erreicht. Der Weg führ jetzt immer am Ufer entlang. Die Mittagspause findet dementsprechend auf einer Uferwiese statt. Moni schöpft gutes Mainwasser und die Pferde können Saufen und Grasen.
Gegen 19:00h treffen wir bei Jens Lenk in Zellingen ein.
16. Juli 2017
Pausentag!
Moni fährt heute zurück nach Hause und wir erwarten heute Nachmittag Martin Ernst bei uns, der für einige Tage als Beifahrer bei Hans mitfährt.
Beim Frühstück noch schnell ein Selfie mit der jetzigen Gruppe, und dann fährt Moni mit Tina's Auto zurück.
Jetzt ist hoffentlich ein ruhiger Tag angesagt, an dem verschiedene Arbeiten erledigt und auch der Blog weitergeführt werden kann. Stjarna und Hrafnkatla freunden sich schon mal mit den Ponys von der Nachbarweide an.
Aber dann: ALARM! Die Kamele sind ausgebrochen!
Richtig gelesen. Ein Zirkus hat eine Gruppe junger Kamele auf der Anlage in Pension gegeben, die ausgebüchst sind und verständlicherweise für Unruhe im Stall und auf den Koppeln sorgen. Wir helfen beim Einfangen und dann herrscht wieder Ruhe.
Ein Pausentag ist ein Tag, an dem eine Fahr-Pause eingelegt wird, aber keine Arbeitspause. Somit wird die Zeit für Geschirrpflege gut genutzt. Das übernehmen dankenswerterweise Günter und Hans, während ich diesen Blog weiterführe.
Immer, wenn kein frisches Gras zur Verfügung steht, wird das Heu gewässert. Dies beugt Atemwegsproblemen vor.
Hier in Zellingen verläßt uns Moni Kästle und Martin Ernst stösst zu uns als neuer Beifahrer für Hans. Wir werden unser Bestes tun, um Martin Ernst mit all den Kutsch- und Pferdedingen vertraut zu machen, die ein guter Beifahrer wissen und können muss!